Welche Bakterien können im Leitungswasser vorkommen?
Nicht alle Organismen im Wasser sind schädlich, doch bestimmte Bakterien gelten als klare Warnsignale für eine Verunreinigungen. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) unterscheidet dabei zwischen sogenannten Indikatororganismen und direkten Krankheitserregern.
Werden bei Untersuchungen Grenzwerte überschritten, besteht sofortiger Handlungsbedarf. Die häufigsten Keime im Trinkwasser, die bei Wasseranalysen gefunden werden, lassen sich in drei Hauptgruppen unterteilen: Fäkalkeime, Umweltkeime und spezifische Warmwasser-Bakterien.
Escherichia coli (E. coli) und coliforme Keime
Escherichia coli, oft als Kolibakterien bezeichnet, sind der wichtigste Indikator für fäkale Verunreinigungen im Trinkwasser. Ein Nachweis von E. coli bedeutet fast immer, dass Fäkalien (tierischen oder menschlichen Ursprungs) in das Trinkwassersystem gelangt sind. Mögliche Quellen sind Rohrbrüche, Starkregen, der Oberflächenwasser in Brunnen spült, oder undichte Leitungen.
Auch coliforme Bakterien gehören zu dieser Gruppe. Sie kommen nicht nur im Darm, sondern auch in der Umwelt vor. Finden sich coliforme Keime in einer Wasserprobe, deutet dies auf eine Schwachstelle im System oder einen Eintrag von außen hin.
Das Risiko ist akut: E. coli und andere coliforme Bakterien können schwere Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. Daher schreibt die Trinkwasserverordnung einen Grenzwert von 0 KBE pro 100 ml vor. Ist dieser Wert überschritten, verhängt das Gesundheitsamt in der Regel sofort ein Abkochgebot, um Menschen vor einer Infektion zu schützen.
Legionellen: Die Gefahr aus der Warmwasserleitung
Legionellen nehmen eine Sonderrolle ein, da sie primär im Warmwasser leben und sich dort vermehren. Diese Bakterien gelangen über das Leitungswasser in Gebäude und finden in Biofilmen von Ablagerungen ideale Nährböden. Kritisch wird es, wenn die Wassertemperatur zwischen 25 °C und 45 °C liegt – der Wohlfühlbereich für die Entwicklung von Legionellen.
Die Gefahr bei Legionellen droht nicht primär durch das Trinken, sondern durch das Einatmen. Werden sie beim Duschen über Aerosole aufgenommen, gelangen sie in die Lunge. Dort können sie schwere Erkrankungen wie die Legionärskrankheit oder das Pontiac-Fieber auslösen. Besonders in großen Trinkwasseranlagen, etwa in Mehrfamilienhäusern, Hotels oder Krankenhäusern, ist die Überwachung auf Legionellen daher strikter Bestandteil der gesetzlichen Vorgaben.
Pseudomonaden und Enterokokken
Pseudomonaden (speziell Pseudomonas aeruginosa) sind sogenannte Pfützenkeime, die extrem widerstandsfähig sind. Sie bilden schleimige Biofilme in Rohren, Schläuchen oder am Wasserhahn (Perlator). Sie sind besonders in medizinischen Bereichen gefürchtet, da sie Wundinfektionen verursachen können, stellen aber auch im häuslichen Umfeld ein Problem dar, wenn sie sich in der Installation festsetzen. Bei offenen Wunden sind Wundduschen sinnvoll.
Enterokokken sind ebenfalls Fäkalkeime, aber deutlich robuster als E. coli. Sie können länger in der Umwelt und im Wasser überleben. Ihr Nachweis in Wasserproben deutet oft auf eine schon länger zurückliegende oder weiter entfernte Verunreinigung hin. Da sie sehr resistent sind, gelten sie als harter Indikator für die hygienische Sicherheit der Wasserversorgung. Sowohl für Pseudomonaden als auch für Enterokokken gilt in Deutschland für Trinkwasser am Zapfhahn ein strenger Grenzwert von 0 KBE/100 ml.
Ursachen: Wie gelangen Bakterien in die Hausinstallation?
Die Quelle für Verunreinigungen liegt meist in der Hausinstallation des Gebäudes. Ein Zusammenspiel aus vier technischen Faktoren verwandelt Rohre oft ungewollt in einen Brutkasten für Keime:
- Stagnation: Wasser ist ein verderbliches Lebensmittel. Steht es über längere Zeit unbewegt in den Leitungen (z. B. in Gästezimmern oder während des Urlaubs), verflüchtigen sich Schutzstoffe und Bakterien vermehren sich rasant.
- Temperaturfehler: Der Bereich zwischen 25 °C und 45 °C ist ideal für Legionellen. Ein Risiko entsteht, wenn Kaltwasserleitungen zu warm werden (über 20 °C) oder der Warmwasserspeicher zu niedrig eingestellt ist (unter 60 °C).
- Biofilm: In vielen Trinkwasseranlagen bildet sich an den Innenwänden der Rohre ein schleimiger Belag. Dieser Biofilm dient Mikroorganismen als Nährboden und schützt sie vor Spülungen.
- Bauliche Mängel: Sogenannte „Totleitungen“ – also alte, nicht zurückgebaute Rohrabzweige – sind ein massives Problem. In diesen Stutzen fault das Wasser und kontaminiert durch Rückfluss das gesamte System.
Gesundheitsrisiken: Welche Symptome lösen Keime im Wasser aus?
Die Gesundheit kann durch mikrobiell belastetes Leitungswasser empfindlich gestört werden. Welche Folgen auftreten, hängt davon ab, ob das Wasser getrunken oder – im Falle von Legionellen – eingeatmet wird. Der Körper reagiert auf hohe Konzentrationen von Erregern meist schnell und heftig.
Magen-Darm-Beschwerden durch E. coli
Gelangen Fäkalkeime wie Escherichia coli oder Coliforme Bakterien über das Trinkwasser in den Verdauungstrakt, sind klassische Magen-Darm-Erkrankungen die Folge.
Typische Symptome sind
- Übelkeit
- Bauchkrämpfe
- Erbrechen
- und Durchfall.
Da diese Keime auf eine Verunreinigung durch Fäkalien hinweisen, besteht theoretisch auch die Gefahr einer Infektion mit Viren oder Salmonellen.
Atemwegserkrankungen durch Legionellen
Bei Legionellen droht die Gefahr nicht beim Trinken, sondern beim Duschen. Werden die Bakterien über Aerosole eingeatmet, gelangen sie in die Lunge. Dies kann zwei Krankheitsbilder auslösen:
- Legionärskrankheit: Eine schwere, meldepflichtige Lungenentzündung, die oft im Krankenhaus behandelt werden muss.
- Pontiac-Fieber: Ein grippeähnlicher Infekt mit Fieber und Gliederschmerzen, der meist milder verläuft.
Besondere Vorsicht bei Risikogruppen
Gesunde Erwachsene verkraften geringe Keimzahlen oft gut. Anders sieht es bei Risikogruppen aus: Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Senioren und chronisch Kranke sind deutlich anfälliger für schwere Verläufe.
Besondere Vorsicht gilt für Babys. Ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Bakterien im Trinkwasser, die für Eltern harmlos sind, können bei Säuglingen bereits schwere Durchfälle verursachen. Für die Zubereitung von Babynahrung sollte daher nur Wasser verwendet werden, dessen einwandfreie Qualität sichergestellt ist.
Bakterien im Wasser testen: Wann ist eine Analyse sinnvoll?
Das Tückische an Keimen im Trinkwasser ist ihre Unsichtbarkeit. Klares, geruchloses Wasser ist keine Garantie für Trinkwasserqualität. Eine sensorische Prüfung durch Riechen oder Schmecken reicht selten aus, um Erreger zu erkennen. Sicherheit bringt nur eine professionelle Wasserprobe.
Eine Untersuchung durch ein akkreditiertes Labor ist besonders in folgenden Fällen ratsam:
- Gesundheitliche Beschwerden: Wenn Bewohner unter wiederkehrenden Magen-Darm-Problemen oder Hautreizungen leiden.
- Risikogruppen: Wenn Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Senioren oder Säuglinge im Haushalt leben.
- Immobilienkauf: Um den Zustand der Trinkwasseranlagen und Rohre in älteren Gebäuden zu bewerten.
- Verdachtsmomente: Wenn das Wasser modrig riecht, verfärbt ist oder lange in den Leitungen stand.
Während einfache Schnelltests aus dem Internet oft ungenau sind, liefern Wasseranalysen aus dem Fachlabor rechtssichere Ergebnisse über Konzentrationen und die Einhaltung der Grenzwerte.
Lösungen: Wie Sie Bakterien aus dem Trinkwasser entfernen
Wurden bei einer Wasseranalyse erhöhte Werte festgestellt oder hat der Wasserversorger gewarnt, ist schnelles Handeln gefragt. Die Maßnahmen zur Aufbereitung unterscheiden sich je nach Dringlichkeit und Art der Verunreinigung.
Sofortmaßnahme: Abkochen und Spülen
Bei einem akuten Befall mit Coliformen Bakterien oder E. coli sprechen Gesundheitsämter oft ein Abkochgebot aus. Damit das Wasser wieder sicher zum Trinken oder zur Zubereitung von Speisen genutzt werden kann, muss es sprudelnd für mindestens 3 Minuten kochen. Dies tötet die Krankheitserreger zuverlässig ab.
Wichtig: Abkochen hilft nur gegen Bakterien, entfernt aber keine Schwermetalle oder chemischen Rückstände. Ist Stagnation die Ursache, hilft oft schon intensives Spülen. Öffnen Sie hierfür alle Wasserhähne und lassen Sie das Wasser so lange laufen, bis es konstant kalt aus der Leitung kommt. Dies tauscht das abgestandene Wasser gegen frisches vom Versorger aus.
Thermische und chemische Desinfektion
Um Legionellen und Biofilme in der gesamten Hausinstallation zu bekämpfen, setzen Fachbetriebe auf technische Verfahren:
- Thermische Desinfektion: Der Warmwasserspeicher wird auf über 70 °C erhitzt und das heiße Wasser wird durch alle Leitungen bis zu den Entnahmestellen gespült. Die hohen Temperaturen töten die Legionellen ab.
- Chemische Desinfektion: Dem System werden Desinfektionsmittel (z. B. Chlor oder Wasserstoffperoxid) zugeführt, um Organismen und Beläge in den Rohren zu zerstören.
Diese Methoden sind effektiv, bedeuten aber oft eine hohe Materialbelastung für die Installation und beseitigen die Ursache, wie Totleitungen, nicht dauerhaft. Zudem möchte nicht jeder Verbraucher Chemie in seinen Leitungen wissen.
Endständige Wasserfilter: Der sicherste Schutz in der Dusche und am Hahn
Die zuverlässigste Methode, um Bakterien dauerhaft und ohne Chemie aus dem Trinkwasser zu entfernen, ist die sogenannte endständige Filtration. Hierbei wird ein Wasserfilter direkt an der Entnahmestelle – also am Wasserhahn oder Duschkopf – installiert.
Moderne Wasserfilter wie die von Sanquell nutzen eine Hohlfasermembran mit mikroskopisch kleinen Poren (ca. 0,2 µm). Da Bakterien wie Legionellen oder Escherichia coli deutlich größer sind, werden sie an der Membran rein mechanisch zurückgehalten.
Die Vorteile:
- Sofortiger Schutz: Das Wasser ist sofort keimfrei, unabhängig vom Zustand der Rohre davor.
- Sicherheit: Schützt auch bei plötzlichen Einträgen durch Rohrbrüche oder Starkregen.
- Einfachheit: Die Montage erfolgt ohne Werkzeug direkt am Hahn.
Für Risikogruppen und Haushalte, die maximale Sicherheit wünschen, sind diese Filter die effektivste Barriere gegen Trinkwasser-Bakterien.
Fazit: Vertrauen ist gut, Filterung ist sicherer
Die Qualität unseres Trinkwassers ist keine unveränderliche Konstante. Auf dem langen Weg durch das Versorgungsnetz und innerhalb der eigenen Hausinstallation ist das Wasser zahlreichen Einflüssen ausgesetzt. Veraltete Rohre, unerwünschte Stagnation oder Biofilme können die Wasserqualität schnell beeinträchtigen und Bakterien einen idealen Nährboden bieten.
Verlassen Sie sich bei Ihrem wichtigsten Lebensmittel nicht auf den Zufall. Die einzige Stelle, an der Sie die Reinheit wirklich kontrollieren können, ist die Entnahmestelle. Mit einem endständigen Wasserfilter installieren Sie eine wirksame Sicherheitsbarriere, die Krankheitserreger wie Legionellen oder E. coli physikalisch stoppt. So minimieren Sie das Risiko für Ihre Gesundheit effektiv und genießen die Gewissheit, jederzeit hygienisch einwandfreies Wasser zu nutzen.
FAQ
Kann man bakterienbelastetes Wasser durch Abkochen reinigen?
Ja, sprudelndes Aufkochen für mindestens drei Minuten tötet Bakterien wie E. coli zuverlässig ab. Beachten Sie jedoch, dass Hitze keine chemischen Verunreinigungen, Medikamentenrückstände oder Schwermetalle aus dem Wasser entfernt.
Wie merke ich, dass mein Wasser mit Bakterien verseucht ist?
Oft gar nicht, da die meisten gefährlichen Keime farb-, geruch- und geschmacklos sind. Warnsignale können zwar eine Trübung oder fauliger Geruch sein, doch absolute Gewissheit über die Wasserqualität liefert nur eine professionelle Laboranalyse.
Ist Leitungswasser für Babys sicher?
Da das Immunsystem von Säuglingen noch nicht ausgereift ist, empfehlen Experten für die Zubereitung von Babynahrung das Abkochen oder die Nutzung eines geeigneten Wasserfilters.
Wer haftet bei Bakterien im Mietshaus?
Der Vermieter ist rechtlich dafür verantwortlich, dass das Wasser ab der Wasseruhr bis zum Zapfhahn einwandfrei ist. Bei Großanlagen zur Warmwasserbereitung besteht zudem eine gesetzliche Pflicht zur regelmäßigen Untersuchung auf Legionellen, deren Ergebnisse den Mietern offengelegt werden müssen.


